Andreas Gursky fängt das monumentale Ausmaß der modernen Welt ein

Andreas Gursky fängt das monumentale Ausmaß der modernen Welt ein

Jean Dubreil | 13.07.2023 8 Minuten Lesezeit 0 Kommentare
 

Andreas Gursky ist ein renommierter deutscher Fotograf, der für seine großformatigen Bilder bekannt ist, die das Ausmaß und die Essenz unserer heutigen Gesellschaft anschaulich einfangen. Sein methodischer Ansatz und seine bildgewaltige Ästhetik machen ihn zu einem der einflussreichsten Künstler der zeitgenössischen Fotografie.

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Andreas Gursky, 2013, Quelle: Hpschaefer über Wikipedia

Andreas Gursky ist ein deutscher zeitgenössischer Fotograf, geboren am 15. Januar 1955 in Leipzig. Er ist bekannt für seine großformatigen Werke, die Stadt- und Industrielandschaften sowie Szenen des täglichen Lebens einfangen.

Biografie

Andreas Gursky (* 15. Januar 1955) ist ein deutscher Fotograf. Seine Werke erzielen auf dem Kunstmarkt unter zeitgenössischen Fotografen die höchsten Preise.

Er teilt sich ein Atelier mit Laurenz Berges, Thomas Ruff und Axel Hütte in der Hansaallee, Düsseldorf. Das Gebäude, ein ehemaliges Kraftwerk, wurde 2001 von den Architekten Herzog & de Meuron, die für ihre Arbeiten in der Tate Modern bekannt sind, in ein Künstleratelier und Wohnraum umgewandelt. In den Jahren 2010-2011 arbeiteten die Architekten erneut an dem Gebäude und entwarfen eine Galerie im Untergeschoss.

Er wurde 1955 in Leipzig in der DDR geboren. Seine Familie zog nach Westdeutschland und ließ sich Ende 1957 in Essen und dann in Düsseldorf nieder. Von 1978 bis 1981 studierte er visuelle Kommunikation an der Universität Gesamthochschule Essen unter der Leitung der Fotografen Otto Steinert und Michael Schmidt . Berichten zufolge besuchte er das College, um Steinert zuzuhören, doch Steinert starb 1978 und er konnte nur wenige seiner Vorlesungen besuchen.

Zwischen 1981 und 1987 erhielt er an der Akademie der Bildenden Künste in Düsseldorf eine bedeutende Ausbildung und Einfluss von seinen Lehrern Hilla und Bernd Becher, einem Fotografenduo, das für seine unverwechselbare und trockene Methode der systematischen Katalogisierung von Maschinen und Industriearchitektur bekannt ist. Einen ähnlichen methodischen Ansatz verfolgt er auch in seinem eigenen, größeren Werk. Weitere bemerkenswerte Einflüsse sind der britische Künstler John Davies, dessen detaillierte, von oben aufgenommene Bilder einen starken Einfluss auf Gurskys Straßenfotografien hatten, und in geringerem Maße der amerikanische Künstler Joel Sternfeld.

Die Fotografie

Vor den 1990er Jahren hat er nicht digital manipuliert. Seitdem hat er offen zugegeben, dass er bei der Bearbeitung und Verbesserung seiner Fotos auf Computer angewiesen ist und eine Kunstform geschaffen hat, die über die fotografierten Motive hinausgeht. Kritiker beschrieben ihre Arbeit als „riesig“, „spektakulär“, „fesselnd“ und „im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich“. Er gilt als einer der „zwei Meister“ der Düsseldorfer Fotoschule.

Die Perspektive seiner Aufnahmen wird oft von oben aufgenommen, sodass der Betrachter Szenen erfassen kann, die normalerweise unzugänglich sind und sowohl die Mitte als auch die Peripherie umfassen. Diese globale Perspektive wird oft mit einem Bekenntnis zur Globalisierung verbunden. Visuell fühlen ihn riesige, künstliche, anonyme Räume angezogen – Fassaden von Wolkenkratzern bei Nacht, Eingangshallen von Bürogebäuden, Börsen, Innenräume von Kaufhäusern. Sein Stil ist rätselhaft und teilnahmslos, und seine Fotos sind direkt, ohne Erklärung oder Manipulation.

Zu seinen bekanntesten Referenzen gehört das Dance Valley Festival aus dem Jahr 1995 in der Nähe von Amsterdam, das die Teilnehmer vor einer DJ-Bühne in einer großen Arena unter Stroboskoplichteffekten zeigt. Ein weiteres eindrucksvolles Bild ist „99 Cent“ (1999), aufgenommen in einem 99 Cents Only-Laden am Sunset Boulevard in Los Angeles. Mit seinen parallelen Regalen und seinen weißen Säulen repräsentiert es das Innere des Ladens und erzeugt eine Reihe von Farben, die von den identischen Produkten erzeugt werden und sich auf der glänzenden Decke widerspiegeln. Ein weiteres Sinnbild ist „Rhein II“ (1999), das einen Rheinabschnitt bei Düsseldorf zeigt und als Blick auf ein gerades Gewässer oder als abstrakte Konfiguration unterschiedlich breiter horizontaler Bänder interpretiert werden kann.

In seiner sechsteiligen Serie mit dem Titel „Ocean I-VI“ (2009–2010) nutzte er hochauflösende Satellitenansichten, die er aus verschiedenen Bildquellen im Internet ergänzte.

Seit 2010 wird er von der Gagosian Gallery vertreten. Es hielt den Rekord für den höchsten Preis, der jemals bei einer Auktion für ein einzelnes Foto von 2011 bis 2022 gezahlt wurde. „Rhein II“ wurde am 8. November 2011 bei Christie's in New York für 4.338.500 US-Dollar verkauft. Im Jahr 2013 wurde „Chicago Board of Trade III“ verkauft. (1999–2009) wurde für 3.298.755 US-Dollar verkauft und stellte damit einen Auktionsrekord auf.

Hauptwerke

  • „Rhein II“ (1999): Der Rhein bei Düsseldorf ist zu einem der teuersten Werke geworden.

  • „99 Cent II Diptychon“ (2001): Diese zweiteilige Komposition zeigt das Innere eines 99 Cents Only-Ladens in Los Angeles.

  • „Paris, Montparnasse“ (1993): Diese Aufnahme des Montparnasse-Turms in Paris unterstreicht die gewaltige Vertikalität des Bauwerks.

  • „Kuwait Stock Exchange“ (2007): Dieses Bild zeigt den Handelssaal der Kuwait Stock Exchange mit seinen hellen Bildschirmen und dem geschäftigen Finanzgeschäft.

  • „Chicago Board of Trade III“ (1999-2009): Es zeigt den Handelssaal des Chicago Board of Trade mit seinen Händlern und Informationsbildschirmen.

  • „May Day IV“ (2000): Zeigt eine riesige Menschenmenge, die sich bei der Feier zum 1. Mai in Dortmund versammelt hat.

  • „Bangkok“ (2011): Zeigt eine Luftaufnahme von Bangkok und zeigt eine dicht besiedelte und sich ständig verändernde Stadt.

  • „Amazon“ (2016): Hebt die Größe des Amazon-Lagers hervor und veranschaulicht die Logistik und den Verbrauch in großem Maßstab.

  • „Prada II“ (1997): Zeigt das Innere eines Prada-Geschäfts in New York und enthüllt die verführerische und oberflächliche Natur von Luxusmode.

  • „Tokyo Stock Exchange“ (1990): Fängt die hektische Atmosphäre des Börsenparketts der Tokioter Börse ein und spiegelt das rasante Tempo der Weltwirtschaft wider.

Die Veröffentlichungen

  • „Fotografien von 1984 bis zur Gegenwart“ (1998): Dieses Retrospektivbuch präsentiert eine Auswahl seiner Fotografien und bietet einen Überblick über seine künstlerische Entwicklung seit 1984.

  • „Andreas Gursky“ (2001): Diese Publikation begleitet eine Retrospektivausstellung des Museum of Modern Art (MoMA) in New York.

  • „Works 80-08“ (2008): Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick über Gursky über einen Zeitraum von fast 30 Jahren. Es enthält zahlreiche Reproduktionen sowie analytische Texte.

  • „Landscapes“ (2012): Diese Publikation konzentriert sich auf Gurskys Landschaften. Es beleuchtet seine Erkundung städtischer, industrieller und natürlicher Räume auf der ganzen Welt.

  • „Andreas Gursky“ (2016): Dieser Katalog begleitet eine Retrospektivausstellung der National Gallery in London. Es bietet eine ausführliche Analyse von Gursky.

Preise und Auszeichnungen

  • Hasselblad International Photography Prize (1998): Er wurde mit diesem prestigeträchtigen Preis geehrt, der seinen außergewöhnlichen Beitrag zur Entwicklung des Berufsstandes würdigt.

  • Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (1998): Diese Auszeichnung wurde ihm für seinen maßgeblichen Einfluss auf das Handwerk verliehen.

  • Infinity Award for Art vom International Center of Photography (2002): Er wurde für seine herausragenden Leistungen ausgezeichnet.

  • Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen (2010): Mit diesem Preis wurde er für sein herausragendes Schaffen auf dem Gebiet der bildenden Kunst geehrt.

  • Kasseler Künstlerbuchpreis (2017): Diesen Preis gewann er für sein Künstlerbuch mit dem Titel „Bangkok“. Diese Auszeichnung unterstreicht sein Talent als multidisziplinärer Künstler.


Hauptausstellungen

  • „Fotografien von 1984 bis zur Gegenwart“ (1998): Diese vom Museum of Modern Art (MoMA) in New York organisierte Retrospektivausstellung ermöglichte es dem Publikum, eine wichtige Auswahl von Gursky vom Beginn seiner Karriere an zu entdecken.

  • „Andreas Gursky“ (2001): Diese Retrospektivausstellung im Museum of Modern Art (MoMA) in New York zeigte eine breite Palette von Gurskys Fotografien.

  • „Andreas Gursky“ (2011): Diese Ausstellung in der Hayward Gallery in London präsentierte eine Auswahl von Gurskys Bildern, darunter sein berühmtes Werk „Rhine II“.

  • „Not Abstract II“ (2018): Diese Ausstellung in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zeigte Gurskys Landschaften und erkundete seinen Umgang mit Raum und Perspektive.

Andreas Gurskys Einflüsse in der zeitgenössischen Kultur

  • Fernsehen: Fernsehserien wie „Mr. Robot“ und „Black Mirror“ haben seine Ästhetik genutzt, um Szenen zu schaffen, die die moderne Gesellschaft und die durch Technologie verursachte Entmenschlichung widerspiegeln. Weitwinkelaufnahmen, der Einsatz von Symmetrie und digitale Manipulation sind visuelle Elemente, die seinen Y-Stil widerspiegeln.

  • Kino: Im Science-Fiction-Film „Blade Runner 2049“ von Denis Villeneuve zeigt sich sein Einfluss in der Darstellung dystopischer Stadtlandschaften. Die riesigen Gebäudeflächen, das Lichtspiel und die geometrischen Kompositionen erinnern an seinen unverwechselbaren Stil.

  • Mode: Modemarken wie Prada und Louis Vuitton haben ihre Bilder in ihren Werbekampagnen verwendet. Seine grandiosen Kompositionen und urbanen Räume korrespondieren mit der modernen und luxuriösen Ästhetik dieser Marken und schaffen eine visuelle Synergie zwischen Kunstfotografie und der Welt der Mode.

  • Werbung: Die Automarke Audi verwendete eines ihrer Fotos in einer ihrer Fernsehwerbung. Sie zeigte eine Luftaufnahme einer überfüllten Autobahn und betonte dabei die Vorstellung von Geschwindigkeit und Mobilität, Themen, die in ihren Arbeiten häufig vorkommen.

  • Zeitgenössische Kunst: Viele zeitgenössische Künstler lassen sich in ihren eigenen Werken von seinem Stil inspirieren. Beispielsweise erkundet der Fotograf Edward Burtynsky Industrie- und Umweltlandschaften auf ähnliche Weise wie er selbst und fängt Szenen ein, die zum Nachdenken über soziale und ökologische Themen einladen.

Zitate von Andreas Gursky

  • „Meine Fotografien sind Tableaus einer verschärften Realität. Sie basieren auf der Realität, sind aber auch eine Rekonstruktion der Realität.“

  • „Ich bin kein Dokumentarfotograf. Es geht mir nicht darum, die rohe Realität einzufangen. Mich interessiert, wie wir als Menschen mit unserer Umwelt interagieren.“

  • „Für mich ist Fotografie eine Möglichkeit, Bilder zu schaffen, die verborgene oder unbemerkte Aspekte unserer Welt offenbaren. Ich möchte, dass die Betrachter einen Schritt zurücktreten und darüber nachdenken, wie sie ihre Umgebung sehen und erleben.“

  • „Die Größe meiner Fotos ist wichtig. Sie erzeugt ein Eintauchen in das Bild, ein Gefühl, in eine andere Welt versetzt zu werden. Ich möchte, dass der Betrachter die Wirkung und Kraft des Bildes spürt.“

  • „Ich bin fasziniert von anonymen Räumen und Orten, an denen sich Einzelpersonen in der Masse verlieren. Ich versuche, die Dynamik von Menschenmengen, die Ströme und Bewegungen der modernen Gesellschaft darzustellen.“

10 unpassende Dinge, die man über Andreas Gursky wissen sollte

  1. Obwohl er für seine großformatigen Fotos bekannt ist, verwendet er eine mittelgroße Kamera. Anschließend nutzt er digitale Bearbeitungstechniken, um sie zu vergrößern und zu komponieren.

  2. Er ist bekannt für seine akribische Herangehensweise an die Postproduktion seiner Arbeiten. Er kann Stunden oder sogar Tage damit verbringen, jedes Detail zu retuschieren, um das gewünschte Endergebnis zu erzielen.

  3. Trotz seines weltweiten Ruhms bleibt er ein diskreter und zurückhaltender Mann. Er lässt lieber seine Werke für sich sprechen und vermeidet generell die Medien und Interviews.

  4. Er ist ein großer Fan elektronischer Musik. Er hat oft erwähnt, dass Musik, insbesondere Trance-Musik, ihn in seiner künstlerischen Arbeit beeinflusst.

  5. Neben der Fotografie gilt seine Leidenschaft der Architektur. Er interessiert sich für urbane Strukturen und wie diese unsere Raumwahrnehmung beeinflussen.

  6. Er ist selbst Kunstsammler. Es verfügt über eine beeindruckende Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst, darunter Werke renommierter Künstler wie Gerhard Richter und Jeff Wall.

  7. Er ist auch für seine Yoga-Praxis bekannt. Er glaubt an die Bedeutung von Gleichgewicht und Harmonie, sowohl in seiner künstlerischen Arbeit als auch in seinem Privatleben.

  8. Obwohl er häufig urbane Bilder verwendet, erkundet er auch gerne die Natur. Seine Landschaftsfotografien sind zwar weniger bekannt, weisen aber eine ähnliche Ästhetik auf wie seine Stadtwerke.

  9. Er legt großen Wert auf den Druck seiner Fotografien. Er ist in den Druckprozess seiner Werke involviert und stellt sicher, dass jedes Detail, von der Farbe bis zur Textur des Papiers, perfekt seiner künstlerischen Vision entspricht.

  10. Obwohl er für die Nachbearbeitung seiner Fotografien digitale Technik einsetzt, hängt er an traditionellen Präsentationsmethoden. Er bevorzugt gerahmte Drucke und große Installationen.

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