Die große Welle vor Kanagawa, von Katsushika Hokusai, 1830-1832
Wer ist Hokusai?
Katsushika Hokusai (1760-1849) war ein japanischer Künstler, der für seine Drucke, Gemälde und Illustrationsbücher berühmt war. Er wird oft als einer der wichtigsten Künstler der Edo-Zeit Japans angesehen und beeinflusste viele westliche Künstler mit seiner Arbeit. Hokusai ist vor allem für seine Druckserie „Thirty-six Views of Mount Fuji“ bekannt, von der „The Great Wave off Kanagawa“ eine der berühmtesten ist. Er arbeitete auch an vielen anderen Projekten, darunter Illustrationsbücher und Wandmalereien für Tempel. Hokusai war sein ganzes Leben lang sehr erfolgreich und arbeitete bis zu seinem Tod im Alter von 89 Jahren weiter.
Beschreibung der Arbeit
Die Große Welle vor Kanagawa zeigt eine riesige Welle, die sich über einem Fischerboot in der Bucht von Kanagawa in der Nähe von Tokio erhebt. Das Kunstwerk besteht aus hellen, kontrastierenden Farben, wobei Blau-, Weiß- und Schwarztöne miteinander verschmelzen, um ein auffälliges und fast hypnotisches Bild zu schaffen.
Der Druck zeichnet sich durch klare und präzise Linien aus, die der Welle einen kraftvollen und dynamischen Look verleihen. Die Boote und Berge im Hintergrund schaffen eine dramatische und majestätische Atmosphäre und verstärken die visuelle Wirkung der Welle. Die Behandlung von Wolken und Wellen ist besonders beeindruckend, mit Spiralformen, die ein Gefühl von Bewegung und ständiger Bewegung hinzufügen.
Hokusais Drucke, darunter „Die große Welle vor Kanagawa“, werden in vielen Museen und Sammlungen auf der ganzen Welt aufbewahrt. Zu den wichtigsten Sammlungen gehören die Nationalbibliothek von Frankreich in Paris, das British Museum in London, das Metropolitan Museum of Art in New York und das Tokyo National Museum in Tokio. Darüber hinaus stellen viele Kunstgalerien und Museen in ganz Japan auch Werke von Hokusai aus, darunter Drucke aus der Serie „Sechsunddreißig Ansichten des Berges Fuji“.
Stil und Kontext der Entstehung des Werkes
Die Große Welle vor Kanagawa wurde im Ukiyo-e-Stil geschaffen, einer in Japan während der Edo-Zeit (1603-1868) beliebten Form der Druckgrafik. Der Druck erfolgt auf Papier mit der Holzschnitttechnik, bei der ein Bild auf einen Holzblock graviert wird, der dann eingefärbt und auf das Papier gepresst wird, um das endgültige Bild zu erzeugen. Diese Technik wurde häufig verwendet, um großformatige Drucke für den Verkauf zu erstellen, was es Hokusai ermöglichte, seine Arbeiten leicht zu verteilen.
Die große Welle vor Kanagawa wurde zu einer Zeit produziert, als Japan eine Zeit des kulturellen und sozialen Wandels durchmachte. Ukiyo-e-Drucke waren inzwischen zu einer beliebten und kostengünstigen Kunstform geworden, die allen Gesellschaftsschichten zugänglich war. Hokusai nutzte diese Popularität, um Drucke zu schaffen, die sowohl ästhetisch schön als auch politisch provokativ waren.
Der Druck wurde auch von Hokusais Kontakten mit westlicher Kunst beeinflusst, insbesondere mit europäischen Drucken und perspektivischen Techniken. Besonders auffällig ist dies in der Darstellung der Welle, die mit einer Art europäischer Perspektive die Welle größer erscheinen lässt, als sie tatsächlich ist.
Sechs faszinierende Geheimnisse über Hokusais „Die große Welle vor Kanagawa“:
Die Welle ist eigentlich ein Tsunami: Obwohl der Druck oft einfach als Darstellung einer großen Welle interpretiert wird, glauben einige Experten, dass die Szene tatsächlich einen Tsunami darstellt. Die brechenden Wellen sollen von der felsigen Küste von Kanagawa City inspiriert worden sein, die oft von riesigen Wellen getroffen wurde.
Die Darstellung des Mount Fuji ist irreführend: Obwohl der Mount Fuji eines der bekanntesten Merkmale des Drucks ist, wurden seine Position und Größe geringfügig von seiner tatsächlichen Position verändert. In Wirklichkeit wäre der Fuji kleiner und weiter draußen in der Landschaft gelegen.
Der Druck ist ein Beispiel für die „Bokashi“-Technik: Um den Farbverlaufseffekt im Himmel und in den Wellen zu erzeugen, verwendete Hokusai eine Technik namens „Bokashi“. Bei dieser Technik wird Farbe allmählich auf die Oberfläche der Druckplatte aufgetragen, um einen subtilen Farbverlauf zu erzeugen.
Hokusai verwendete eine neue Papiersorte, um den Druck zu erstellen: Für „Die große Welle vor Kanagawa“ verwendete Hokusai eine neue Papiersorte namens „Washi“. Dieses aus Maulbeerfasern hergestellte Papier war stärker und haltbarer als herkömmliche Papiere, die für Drucke verwendet wurden.
Der Druck hat viele westliche Künstler beeinflusst: „Die große Welle vor Kanagawa“ ist zu einem der ikonischsten Bilder der japanischen Kunst geworden und hat viele westliche Künstler inspiriert, darunter Vincent van Gogh, Claude Monet und Edgar Degas.
Es gibt modifizierte Versionen des Drucks: Im Laufe der Jahre wurden mehrere modifizierte Versionen des Drucks hergestellt, einschließlich Farbversionen und Versionen mit zusätzlichen Details. Einige dieser Versionen wurden von Hokusai selbst erstellt, während andere von anderen Künstlern oder Druckern hergestellt wurden.
Eine umgekehrte Leserichtung
Die Leserichtung von Hokusais „Die große Welle vor Kanagawa“ ist von links nach rechts. Der Betrachter kann die mächtige Welle beobachten, die von rechts nach links aufsteigt, während der Fuji im Hintergrund rechts zu sehen ist. Boote, Wellen und Figuren sind so angeordnet, dass sie den Eindruck von Bewegung und Chaos erwecken und so eine visuelle Spannung im Bild erzeugen. Die Leserichtung entspricht der traditionellen Leseweise der Japaner von rechts nach links. In westlichen Kulturen, die von links nach rechts lesen, kann die Arbeit jedoch als gegen die übliche Lesart verstoßend wahrgenommen werden. Dies kann dazu beitragen, das Gefühl von Bewegung und Gewalt der Welle zu verstärken, die die natürliche Ordnung der Dinge umzukehren scheint.
Wie ist dieses Werk zu interpretieren?
Die Interpretation von Hokusais „Die große Welle vor Kanagawa“ kann je nach Zuschauer und kulturellem Hintergrund variieren. Hier sind jedoch einige mögliche Interpretationen:
Die Welle repräsentiert die mächtige und unbezwingbare Natur. Hokusai stellte die Welle als eine Naturgewalt dar, die in der Lage ist, Boote umzuwerfen und Zerstörung zu bringen. Diese Darstellung kann als Allegorie auf die Kraft und Unbeständigkeit des Lebens interpretiert werden.
Der Berg Fuji steht für Stabilität und Beständigkeit. Während die Welle chaotisch und flüchtig ist, ist der Berg Fuji im Bild ein Symbol für Stabilität und Beständigkeit. Er wird als unbeweglich und unerschütterlich dargestellt, im Gegensatz zur Gewalt der Welle.
Leben und Tod werden dargestellt. Boote, die versuchen, die Welle zu reiten, können als Darstellungen des menschlichen Lebens interpretiert werden. Die Welle, die sie zu überwältigen droht, kann als Darstellung des Todes oder des Lebensendes gedeutet werden.
Die japanische Kultur ist vertreten. Die Darstellung der Welle, des Fuji und der Boote kann als Darstellung der traditionellen japanischen Kultur interpretiert werden, in der Natur und Mensch eng miteinander verbunden sind.
Die Beziehung zwischen Mensch und Natur wird dargestellt. Das Bild kann als Darstellung der komplexen Beziehung zwischen Mensch und Natur interpretiert werden. Der Mensch wird als mit einer ihn überwältigenden Naturgewalt konfrontiert dargestellt, was die Verwundbarkeit des Menschen gegenüber den Naturelementen unterstreicht.
Eine bestimmte Technik verwendet
Der Druck wird mit der traditionellen japanischen Drucktechnik namens Ukiyo-e hergestellt. Diese Technik beinhaltet das Holzschneiden und Drucken mehrerer Farben, um ein kompliziertes Bild zu erzeugen. Um den Druck zu erstellen, zeichnete Hokusai zunächst eine Skizze auf Papier, die dann auf einen Holzblock übertragen wurde. Die Teile, die auf dem endgültigen Druck weiß bleiben sollten, wurden vom Block entfernt, wobei erhabene Teile zurückblieben, die eingefärbt wurden. Das Papier wurde dann auf den Holzblock gepresst, wobei die Tinte auf das Papier übertragen wurde, um das Bild zu erzeugen. Hokusai verwendete mehrere Holzblöcke, um verschiedene Farben zu drucken, wodurch ein Bild mit subtilen Farbverläufen und Schatten entstand. Zu den Farben, die für den Druck „Die große Welle vor Kanagawa“ verwendet werden, gehören Blau, Grün, Braun und Weiß.
Welches Blau wird in der Arbeit verwendet?
Kajikazawa in der Provinz Kai, Teil der Serie Sechsunddreißig Ansichten des Berges Fuji, Nr. 45, 9. Ergänzungstafel
Das verwendete Blau ist Berliner Blau, eine Farbe, die aus dem Pigment Kaliumferrocyanid hergestellt wird. Dieses Pigment wurde im 18. Jahrhundert von den Holländern in Japan eingeführt und erlangte schnell Popularität bei japanischen Künstlern, da es tiefe, satte Blautöne erzeugen kann.
Die Wahl von Preußischblau für den Druck „Die große Welle vor Kanagawa“ kann auf verschiedene Weise interpretiert werden. Einerseits ist das bildbeherrschende tiefe Blau des Ozeans ein Schlüsselelement der Komposition, und Preußischblau ist eine natürliche Wahl, um diese Farbe darzustellen. Andererseits kann die Verwendung dieser Farbe auch als Hinweis auf die europäische Kultur und den Einfluss der westlichen Kunst auf die japanische Kunst zur Zeit gesehen werden, als Hokusai diesen Druck schuf.
Die Welle in der Populärkultur
In der Musik: Das Cover des Albums „Surfing with the Alien“ von Joe Satriani greift die Komposition des Drucks mit einer Silhouette eines Gitarristen anstelle der Welle auf. Auch der Song „The Great Wave“ der Progressive-Rock-Band Yes ist von der Arbeit inspiriert.
In Filmen: Hokusais Welle inspirierte eine Szene in dem Film „Matrix Reloaded“ der Wachowskis, in der die Figur von Morpheus auf einer von Wellen gewundenen Autobahn gegen Matrix-Agenten kämpft. Wir können auch den Bezug auf die Arbeit im Film „Batman Begins“ von Christopher Nolan anführen.
Bei Videospielen: Die Welle tauchte in Titeln wie „Final Fantasy X“ und „Samurai Warriors“ auf.
Apropos Architektur: Der Hauptsitz der Firma Yamaha in Hamamatsu wurde von dem japanischen Architekten Nikken Sekkei entworfen, um einer stilisierten Welle zu ähneln, als Hommage an den Druck von Hokusai.
In Comics: Der Druck von Hokusai hat auch Comicautoren wie Tim und Struppi und seinen Autor Hergé inspiriert.
In Malerei und Bildhauerei: Viele zeitgenössische Künstler haben die Welle von Hokusai als Inspiration für ihre Kreationen genutzt, darunter der britische Maler David Hockney und der amerikanische Bildhauer Alexander Calder.