Deutsches Museum verschrottet Candice-Breitz-Show über Gaza-Bemerkungen

Deutsches Museum verschrottet Candice-Breitz-Show über Gaza-Bemerkungen

Jean Dubreil | 29.11.2023 2 Minuten Lesezeit 1 Kommentar
 

Ein deutsches Museum hat eine Ausstellung der Künstlerin Candice Breitz für 2024 aufgrund ihrer kontroversen Aussagen zur Gewalt in Gaza abgesagt. Breitz kritisierte die Entscheidung und verwies auf den Trend in Deutschland zu schnellen Urteilen und Vorwürfen des Antisemitismus ohne ordnungsgemäßes Verfahren.


Ein deutsches Museum hat eine für 2024 geplante Ausstellung der Künstlerin Candice Breitz als Reaktion auf ihre Äußerungen zur Gewalt in Gaza abgesagt. Breitz, geboren in Südafrika und heute in Berlin ansässig, ist Jüdin und beschäftigt sich in ihrer Arbeit häufig mit sozialen Themen. In der Ausstellung sollte „TLDR“ zu sehen sein, eine Videoinstallation über Sexarbeiterinnen in Kapstadt, die weltweit gezeigt wurde.

Von der Absage erfuhr Breitz durch einen Medienbericht, in dem sie die Bedenken des Museums über ihre Äußerungen im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Hamas und Israel anführte. In ihrer Antwort kritisierte Breitz die Entscheidung als antisemitisch und als Spiegelbild eines umfassenderen Problems in Deutschland, wo ihrer Meinung nach eine Eile besteht, jüdische Standpunkte ohne ordnungsgemäßes Verfahren oder offenen Dialog zu verurteilen. Zur Beschreibung der Situation verwies sie auf das Konzept des „philosemitischen McCarthyismus“ der amerikanischen Philosophin Susan Neiman.

In seinen Erklärungen in den sozialen Medien forderte Breitz einen Waffenstillstand in Gaza und verurteilte das Vorgehen sowohl der Hamas als auch der israelischen Führer. Sie drückte ihr Mitgefühl für die israelische Zivilbevölkerung aus und kritisierte gleichzeitig die israelische Politik und die Führung von Benjamin Netanyahu sowie die unterdrückerischen Aktionen der Hamas in Gaza.


Dieser Vorfall ist Teil eines größeren Musters in Deutschland, wo Veranstaltungen und Ausstellungen im Zusammenhang mit Personen, die Pro-Palästina-Erklärungen abgegeben haben, abgesagt wurden. Dazu gehört auch eine von Breitz mit geleitete Berliner Konferenz zu Nationalsozialismus und Antisemitismus, die nach dem Anschlag der Hamas am 7. Oktober abgesagt wurde. Auch die deutsche Fotobiennale zog ihre Zusammenarbeit mit dem Künstler Shahidul Alam aufgrund seiner Anschuldigungen gegen Israel zurück und in Essen wurde eine Ausstellung aufgrund der Haltung der Kuratorin Anais Duplan zur palästinensischen Befreiung geändert.

Die Kontroverse um Breitz‘ abgesagte Ausstellung verdeutlicht eine komplexe und sensible Situation in Deutschland. Es wirft Fragen zur Rolle der Kunst im politischen Diskurs, zur Meinungsfreiheit und zu den Herausforderungen bei der Bewältigung des israelisch-palästinensischen Konflikts in einem Land auf, das sich immer noch mit seinem eigenen historischen Kontext des Holocaust auseinandersetzt. Die Situation von Breitz weist auch auf die umfassendere Frage hin, wie Institutionen auf politischen Druck und das empfindliche Gleichgewicht zwischen künstlerischer Freiheit und politischen Empfindlichkeiten reagieren.

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